Formen des Beschriebs
Wir verwenden den Begriff Beschrieb als generelle übergeordnete Bezeichnung einer schriftlichen Erläuterung für das zu erstellende Bauwerk(-teil). Das Leistungsverzeichnis und der Baubeschrieb sind spezielle Formen des Beschriebs.
Der Beschrieb findet seine Hauptanwendung als wesentlicher Bestandteil der Ausschreibungsunterlagen und als Teil des Werkvertrags, in diesem Fall sprechen wir vom Baubeschrieb oder vom Leistungsverzeichnis.In der Regel wird der Beschrieb von den jeweiligen Planenden erstellt. Vor dem Versand an die Unternehmen (in der Schweiz Submittenten genannt) ist seine Prüfung und Genehmigung durch die Auftraggebenden oder deren Vertretung erforderlich.
Die Form des Beschriebs ist unabhängig von der Art der Ausführung. Formbestimmend sind die Planungstiefe und das jeweilige Organisationsmodell einer Bauaufgabe. Es bestehen keine Regeln, wie ein Element, ein Bauteil oder ein Bauwerk ausgeschrieben oder beschrieben sein muss. Der Beschrieb kann als Fliesstext, in Form einer Liste oder als Mischform erfolgen. Je detaillierter, eindeutiger und vollständiger die Formulierungen erfolgen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die angestrebte Ausführungsqualität erreicht wird. Das Augenmerk der Planenden liegt dabei auf Verständlichkeit, Regeln, Vollständigkeit, Fachbegriffen und Inhalt. Unterschieden wird zwischen folgenden generellen Formen des Beschriebs, die auch kombiniert angewendet werden können.
- Qualitativer Beschrieb: Die Schwerpunkte liegen auf Gestaltung, Konzept, Standard, Material etc.; zum Beispiel für Beschriebe während der Projektphase geeignet.
- Quantitativer Beschrieb: Die Schwerpunkte liegen auf Standards, Leistungseinheiten, Mengen und Massen; zum Beispiel gemäss Normpositionen-Katalog (NPK) der Schweizerischen Zentralstelle für Baurationalisierung (CRB).
- Funktionaler Beschrieb: Die Schwerpunkte liegen auf Zweck, Funktionstüchtigkeit, Gebrauchstauglichkeit und technischen Spezifikationen von Elementen und Bauteilen; zum Beispiel für die Beschriebe der Planenden und Spezialisten geeignet.
- Konstruktiver Beschrieb: Die Schwerpunkte liegen auf Fügungen, Konstruktionsprinzipien, Material etc.; zum Beispiel für Beschriebe vorgefertigter Elemente geeignet.
Baubeschrieb
Der Baubeschrieb erläutert in schriftlicher Form die qualitativen Grundlagen der auszuführenden Bauaufgabe und dient den Auftraggebenden zur Sicherstellung der Qualität. Er ist gewissermassen das Werkzeug, das die Ausführungsqualität steuert. Als Kern einer qualitativen Ausschreibung bildet er einen substanziellen Bestandteil eines Werkvertrags mit einem Generalunternehmen oder einem Totalunternehmen. Er eignet sich insbesondere für Gesamtpreisverträge. Seine praktische Anwendung findet er zudem auch im Immobiliensektor. Das schriftliche Fixieren des Roh- und Ausbaustandards im Baubeschrieb ist hilfreich, beispielsweise bei Verkäufen und Mietvereinbarungen, oder er wird als Teil der Verkaufs- oder Mietdokumentation eingesetzt.
Als lückenlose, präzise und klar formulierte Umschreibung fungiert der Baubeschrieb zudem als Pflichtenheft für die Unternehmen. Explizit im Baubeschrieb aufzuführen sind etwa Angaben zum Materialkonzept, zu Oberflächenbehandlungen, zu allfälligen Besonderheiten des Objekts oder falls spezifische Produkte oder Hersteller gewünscht werden. Im Baubeschrieb werden keine quantitativen Mengenangaben gemacht. Die Mengenberechnung erfolgt unabhängig durch die ausführenden Unternehmen auf Basis der Ausschreibungspläne.
Raumbuch
Ein Raumbuch ist eine detaillierte Form des Baubeschriebs. Es beschreibt das Bauvorhaben raumweise. Der auf das Bauvorhaben spezifisch zugeschnittene Beschrieb wird in Form von Raumblättern erstellt. Sie enthalten unter anderem Ausführungsinformationen zu Wänden, Böden, Deckenaufbauten, Oberflächen, Fenstern, Türen, technischen Installationen und zu Einbauten sowie Angaben zur Ausstattung, zu Möbelnund zur Beleuchtung. Ein Raumbuch kommt in der Regel erst bei größeren und komplexeren Bauvorhaben zum Einsatz, beispielsweise bei Spitalbauten. Ein Raumbuch kann auch als Grundlage zur Erstellung eines Raumprogrammes oder bei der Bewirtschaftung von Gebäuden dienen. Es ist als zusätzliche separate Leistung zu definieren.
Leistungsverzeichnis
Das Leistungsverzeichnis (LV), das sogenannte Devis, ermöglicht eine detaillierte quantitative und qualitative Ausschreibung. Eine Devisierung mit dem Leistungsverzeichnis findet in der Regel dann seine Anwendung, wenn das Projekt bereits die Bau- und Genehmigungsphase erreicht hat. Das zu erstellende Werk wird in einzelne Arbeitsgänge oder Positionen,sogenannte Liefereinheiten (LE), zerlegt und beschrieben. Da die Ausschreibung mittels Leistungsverzeichnis nach den Arbeitsgattungen erfolgt, übernimmt in der Regel der jeweilige Planer deren Aufstellung.Die Gestalt des Leistungsverzeichnisses sollte übersichtlich, vollständige und neutral sein. Es wird vorausgesetzt, dass die Vergleichbarkeit bis auf Positionsebene möglich ist. Angelehnt an eine tabellarische Liste von kleinen Arbeitsschritten sollten spezifische Angaben zu Qualität, Quantität und Preis gemacht sein.
- Qualität: Angaben zu Konstruktion und Material des Elements oder Bauteils
- Quantität: Jede Position wird approximativ bemessen, das sogenannte Vorausmass
- Preis: Angabe des Unternehmens für das Element, das Bauteil
Ein LV ist geeignet für Einheitspreisverträge. Ein Einheitspreis beschreibt den Preis für ein bestimmtes Element oder eines bestimmten Bauteils einer klar definierten Einheit, wie zum Beispiel Laufmeter, Quadratmeter, Kubikmeter oder Stückzahl. DasLeistungsverzeichnis bildet die Grundlage für Angebote und Einheitspreisverträge des Unternehmens. Das ausführende Unternehmen muss lediglich die von ihm angebotenen Preise angeben und diese in die Liste eintragen. Es geht davon aus, dass die entsprechenden Mengen richtig angegeben und die erforderlichen Positionen aufgelistet sind. Die Verantwortung des Ausmasses liegt bei den jeweiligen Planenden. Über Eventual- und per-Positionen lassen sich Preise für Ausführungsvarianten abfragen.
Der Normpositionen-Katalog (NPK) ist in der Schweiz das standardisierte Leistungsverzeichnis. Er stellt ein vom CRB/VSS/ SIA herausgegebenes, in der Schweiz gebräuchliches und standardisiertes Hilfsmittel zur Erstellung von Leistungsverzeichnissen dar. Seine katalogartige Zusammenstellung der Lieferungs- und Leistungseinheiten normiert einerseits die Arbeitsgänge und anderseits dient der Katalog als Checkliste für die Planenden.
Qualitätssicherung
Baubeschrieb und Leistungsverzeichnis sind wesentliche Werkzeuge der Planenden, um die Ausführungsqualität zu kontrollieren und zu steuern. Um eine gewünschte Qualität zu beschreiben, kann es hilfreich sein, Referenzprojekte anzugeben, zum Beispiel für die Ausführung einer Betonoberfläche. Auch die Erstellung von Mock- ups und Mustern dient zur Klärung und Sicherstellung der Qualität, vor allem bei neuen Konstruktionsweisen oder spezifischen Oberflächengestaltungen, die nicht in standardisierten Leistungsverzeichnissen erfasst sind. Alternative Ausführungen über Eventualpositionen auszuschreiben oder gezielt nach Unternehmervarianten zu fragen, kann den Handlungsspielraum erweitern.